Hans-Werner Sinn, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Chef des ifo Instituts, kritisiert Deutschlands Energiepolitik scharf. Diese helfe der Umwelt "nicht einmal ein bisschen". Der Ausstieg aus der Kohle und der Atomkraft erhöhe zudem die Abhängigkeit von Russland.
In einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag“ (Donnerstag) rechnet der Wirtschaftsexperte Hans-Werner Sinn mit der von der Ampel angestrebten Energiewende ab. Grüne Energie soll den materiellen Wohlstand und die Umweltqualität im Vergleich zu konventioneller Energie begünstigen - laut Sinn ein „Widerspruch in sich“.
Denn: Der Staat muss die grüne Energie entweder durch ein Verbot konventioneller Energien oder eine künstliche Verteuerung erzwingen, was wiederum „die Inflation beteuert und den materiellen Lebensstandard senkt“.
Sinn zieht ein bitteres Fazit: "Wir ruinieren die deutsche Autoindustrie, fördern unsere fernöstlichen Konkurrenten und helfen der Umwelt nicht einmal ein bisschen."
Laut des ehemaligen Chefs des ifo Instituts würden auch E-Autos mit selbst produziertem Grünstrom nicht die Abhängigkeit vom Ausland mindern. Sollte nämlich die Stromproduktion mittels Wind- und Sonnenstrom ausgedehnt werden, brauche es auch konventionelle Kraftwerke, um mögliche Dunkelflauten überbrücken zu können.
Diese Arbeit müssten Gaskraftwerke leisten, da Deutschland zeitgleich aus der Kohleverbrennung und der Atomkraft aussteigt. „Damit jedoch vergrößern die E-Autos die Abhängigkeit von Russland“, kritisiert Sinn.
Es sei zwar richtig, dass grüner Wasserstoff während der Dunkelflauten für die Stromproduktion eingesetzt werden könne, allerdings lasse sich auch dieser weder aus Wind- noch aus Sonnenstrom produzieren. Infolgedessen werde der Wasserstoff „aus den vielen neuen Atomkraftwerken kommen, die Frankreich gerade zu bauen beschlossen hat und die von der EU als grün bezeichnet werden“.
Der Top-Ökonom resümiert, dass „es dann wohl doch besser ist, die Reißleine zu ziehen und die deutsche Energiepolitik grundlegend zu überdenken“.
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