Erstmals ohne politische Würdenträger: Der Preis des Deutschen Mittelstands geht an Ökonom sowie Chef des Bundesrechnungshofs
Berlin. Die 30. Verleihung des Preises des Deutschen Mittelstands sorgte für eine Überraschung: Erstmals ging die Auszeichnung nicht an einen Politiker. Stattdessen nahmen Kay Scheller und Hans-Werner Sinn die Auszeichnung in Form eines Brandenburger Tors aus Porzellan entgegen. In den vergangenen Jahren waren etwa Carsten Linnemann (CDU), Olaf Scholz (SPD) oder Christian Lindner (FDP) für ihren Einsatz zugunsten des Mittelstands geehrt worden. Doch heuer?
Yorck Otto, Präsident der Union der Mittelständischen Unternehmen, nutzte die Bühne, um der Ampel-Regierung eine klare Botschaft zu übermitteln: "Jedes zweite Unternehmen überlegt, das Land zu verlassen. Es ist Zeit für kluge Menschen, die eingreifen - wie die diesjährigen Preisträger." Die Entscheidung macht deutlich, dass der Mittelstand sich von der aktuellen Politik vernachlässigt fühle. Otto forderte im selben Atemzug Neuwahlen, das Publikum stimmte mit tosendem Applaus zu.
Scheller, Präsident des Bundesrechnungshofs, wurde als "Diener des Rechts, des Volkes und der Demokratie" von Laudatorin Katherina Reiche geehrt. Er setze sich mit Geradlinigkeit, Direktheit und Pflichtbewusstsein für eine transparente Institution ein. "Diesen Ethos vermissen wir bei Menschen, die meinen zu führen", so Reiche. Was Scheller dem Bundeskanzler raten würde? "Kassensturz - um Transparenz zu schaffen", verriet der Präsident des Bundesverbands des Deutschen Mittelstands, Volker Römermann, aus der vorangegangenen Senatssitzund des Verbands. " Aber wer von den Mächtigen der Welt will Transparenz?", fragte Römermann.
Sinn forderte vom Kanzler hingegen die Wende zur Energiewende zu schaffen. Der Ökonom wurde von Laudator Thomas Koch als Lehrer bezeichnet, der ökonomisches Fachwissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht".
Als Vordenker und Macher wurden beide Persönlichkeiten beschrieben und ausgezeichnet. "Das 30-jährige Jubiläum ist der Versuch, führende Politiker herauszunehmen. Es ist Zeit, die Gegenseite zu ehren", sagte Römermann, bevor die Preise überreicht wurden. Er wünschte beiden weiterhin die Demut und das Pflichtbewusstsein, die Politik kritisch zu begleiten.
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