Der Spiegel, 9. Januar 2021, Nr. 2, S. 121.
Der SPIEGEL karikiert Stefan Homburg, Bernd Lucke und Joachim Starbatty in einer Weise, dass es den Lesern nicht einmal ansatzweise möglich ist, deren Argumente zu verstehen. Das gilt auch für den Hamburger Appell aus dem Jahr 2005, den neben diesen Personen über 200 Professoren der Volkswirtschaftslehre unterzeichnet haben. Sie zitieren die dort festgestellte Notwendigkeit der Lohnzurückhaltung bei den Geringqualifizierten, ohne Ihre Leser zu informieren, dass die Unterzeichner sie als "unangenehme" Maßnahme zur Verbesserung der damals dramatischen Lage auf dem Arbeitsmarkt ansahen - Deutschland war damals OECD-Weltmeister bei der Arbeitslosenquote der Geringqualifizierten - und stattdessen einen weiteren Umbau des Sozialstaates hin zu kompensatorischen Lohnzuschüssen forderten. So entsteht der falsche Eindruck, der Appell hätte einer Politik der sozialen Kälte das Wort geredet. Das Gegenteil war der Fall.
Hans-Werner Sinn, München