Sinns Propaganda
Ihre Behauptung, Hans-Werner Sinn gehe von einer deutschen Wertschöpfung für den Cayenne von 38 Prozent, Porsche aber von 55 bis 60 Prozent aus, verharmlost die Tiefe der Kontroverse krass. Wie verschiedenen Aufsätzen Sinns der letzten Jahre zu entnehmen ist, hat er Porsches angeblichen Etikettenschwindel damit begründet, der slowakische Wertschöpfungsanteil am Cayenne betrage 88 Prozent, der deutsche hingegen nur 12 Prozent. Das haben dann "Wissenschaftler" (unter anderem Deutsche Bank Research) und Politiker (siehe Stoibers Streitgespräch mit Lafontaine im "Spiegel") hemmungslos nachgeplappert.
Dass Ifo-Chef Sinn - ohne Eingeständnis seiner jahrelangen Fälschung - in seinem neuen Buch nun von 38 Prozent deutscher Wertschöpfung ausgeht, ist allein der Tatsache zu verdanken, dass Porsche ihm drastische Fehler nachgewiesen hat: V8-Motoren stammen aus Zuffenhausen, der V6-Motor aus Salzgitter mit anschließendem Feintuning durch Porsche, und die Creme der deutschen Zulieferer liefert massenhaft hochwertige Teile nach Bratislava und Leipzig. All das lässt sich im Internet, etwa mit Hilfe von Google nachweisen.
Hans-Werner Sinn, der über immense Staatssubventionen für seine diversen Institute ebenso verfügt wie über eine erkleckliche Zahl an Mit- und Zuarbeitern, hielt diesen Aufwand freilich deshalb für überflüssig, weil die Ergebnisse die Verwendung des Cayenne als Beleg für seine Basar-These (möglicherweise) in Frage gestellt hätten. Noch in einer Vorstudie zu seinem neuen Buch mit fast gleichem Titel wird die 12 Prozent Quote mehrfach herumposaunt. Dass er gegen Porsche weiter pöbelt und die ihm mitgeteilten Zahlen des deutschen Cayenne-Anteils herunterrechnet, verdankt sich der Logik, dass Angriff die beste Verteidigung ist.
Wie er die Zahlen Porsches nach unten bearbeitet, zeigt, dass er keine Wissenschaft, sondern Propaganda gegen den Standort Deutschland - und das heißt bei ihm vor allem Kampf gegen hohe Löhne, Gewerkschaften und Sozialstaat - betreibt.
Michael Stamm, Barmstedt