Wie sich Porsche gegen Sinns Basar-Thesen wehrt
Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sollte Krawall gewohnt sein. Seit Jahren werden seine Theorien vom Niedergang der deutschen Wirtschaft von anderen Experten angezweifelt. Seit Jahren werden seine Theorien vom Niedergang von anderen Experten angezweifelt. Doch die Kritik, die pünktlich zur Veröffentlichung seines neuen Buches "Die Basar-Ökonomie" niederprasselt, ist von neuer Qualität: Medienwirksam wehrt sich das deutsche Vorzeigeunternehmen Porsche gegen Sinns Theorien.
Der "Professor aus München" verlasse sich bei seiner Analyse auf "Halbwahrheiten", heißt es aus der Zentrale des Stuttgarter Autobauers. Systematisch ignoriere er Statistiken, die man eigens für ihn zusammengestellt habe. "Das muss einem schon zu denken geben", sagte Porsche-Sprecher Christian Dau gegenüber der FTD.
Der Hintergrund des Streits: Sinn benutzt den Porsche Cayenne in seinem Buch als Beleg für seine These von der Basar-Ökonomie. Deutschland sei auf dem besten Weg, zu einem reinen Warenumschlagplatz zu verkommen. Die aus dem Ausland importierten Güter würden in Deutschland lediglich zusammengeschraubt und erhielten zuletzt noch das Siegel "made in Germany". "Etikettenschwindel" sei dies - etwa beim Cayenne, von dem unter anderem die Karosserie im Ausland gefertigt wird. Nach Sinns Rechnung beträgt der deutsche Anteil am Porsche-Cayenne nur 38 Prozent.
Dau sieht das ganz anders: Der deutsche Wertschöpfungsanteil an dem Auto liege bei 60 Prozent. Das Gütesiegel "Made in Germany" dürfe rein rechtlich schon ab einem Anteil von 45 Prozent vergeben werden. "Es gibt klare Regeln, und die erfüllen wir." Die genaue Aufschlüsselung darüber, welche Teile aus Deutschland kämen, habe man Sinn mehrmals zukommen lassen. Ohne Erfolg. "Stattdessen stochert Sinn weiter im Nebel."
Der Professor sieht das anders: "Porsche stellt die genauen Zahlen nicht zur Verfügung." So sei nicht bekannt, wie hoch der inländische Wertschöpfungsanteil bei den deutschen Zulieferern ist. Denn auch die Lieferanten schraubten ihre Produkte aus Importgütern zusammen. Das Ausmaß könne man sich nur "zusammenreimen".
Bei Porsche wirft man ironisch ein, dass man auch noch berücksichtigen könne, dass das Eisenerz für die Autobleche aus Afrika stamme. Nur, wo führe das hin? Allein dahin, dass der Standort Deutschland schlechtgeredet werde. "Was reitet diesen Mann eigentlich?", fragt Dau.