Konjunkturgespräch / Basarökonomie und Etikettenschwindel" Beim 31. Augsburger Konjunkturgespräch geht Professor Sinn hart ins Gericht mit Deutschlands Wirtschaft
Augsburg. "Man meint, der Aufschwung müsste nun kommen, dabei ist er schon wieder vorbei". Dieser war einer der markigen Sätze von Professor Dr. Hans-Werner Sinn, mit denen er über die konjunkturelle Lage in Deutschland berichtete. Die negative Einschätzung belegte er anhand von Zahlen aus der weltweiten Wirtschaft. Nur alle viertel Jahrhundert gibt es ein solches Wirtschaftswachstum, wie wir es gerade auf der Welt haben", so Sinn.
Die Frage sei, warum Deutschland hier nicht mitmache, die und in Europa Schlusslicht beim Wachstum sei. ‚Man muss schon nach Rumänien und Bulgarien gehen, um ein ähnlich schlechtes Wachstum zu finden, führte der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung und Lehrstuhlinhaber für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München vor Augen.
Die jüngsten Ifo-Zahlen versprechen hier keine Besserung. Für 2005 rechnet Sinn mit lediglich 0,9 Prozent Wachstum. "Die Reise geht sicherlich nicht nach oben", stellte der als ‚.Konjunkturpapst' bezeichnete Wissenschaftler fest.
Die Antwort für Deutschlands schlechtes Wachstum hatte Sinn bereits parat. ‚Deutschland hat kein Nachfrageproblem, kein Konjunkturproblem - es hat ein Arbeitsmarktproblem" Die Arbeit sei zu teuer. das System der - hohen; starren und fetten Löhne für die fehlende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen verantwortlich. "Die Unternehmen bleiben nur so stark, weil sie sich der Arbeitnehmer entledigen, und im Ausland fertigen." Diese Fertigung "auf der verlängerten Werkbank" in Osteuropa oder Asien nennt Sinn "Basarökonomie". Die Auszeichnung "Made in Germany" sei inzwischen ein "Etikettenschwindel", so der Wirtschaftswissenschaftler, da der Wertanteil der in Deutschland gefertigten Teile immer kleiner werde "Der Porsche Cayenne wird zu 88 Prozent in Bratislava und nur zu-zwölf Prozent in Leipzig produziert.
Das Ergebnis fließe, dann aber zu 100 Prozent in die Exportstatistik. So sei auch zu erk1ären, warum Deutschland Schlusslicht beim Wachstum, aber Vizeweltmeister beim Export sei. Eine eindeutige Bewertung der Basarökonomie' sei nicht zu leisten, resümierte Sinn Auch in anderen Ländern sei dieser Effekt zu finden, jedoch in geringerem Ausmaß. "Wir entwickeln uns zu überzogen und zu schnell Richtung Basarökonomie.