Drei Fragen an Hans-Werner Sinn
Rheinischer Merkur: Weshalb brauchen wir in Deutschland überhaupt Kombilöhne?
Hans-Werner Sinn: Weil die deutschen Löhne für einfache Arbeit, die unseren sozialen Vorstellungen entsprechen, international nicht wettbewerbsfähig sind. Wir müssen ein System schaffen, wo die Lohnskala nach unten hin so gespreizt werden kann, wie es die Kräfte der Globalisierung und die internationale Niedriglohnkonkurrenz verlangen.
Aber man muss denen, die dabei verlieren, auf Dauer ein zusätzliches staatliches Einkommen gewähren, das zu ihrem eigenen Verdienst hinzutritt.
Wie muss ein Kombilohnmodell ausgestaltet sein, damit neue Jobs entstehen?
Wenn Streuverluste vermieden werden sollen, muss der Einzelne gefördert werden. Außerdem muss der Kombilohn auf die Niedrigverdiener zielen. Denn deren Lebensstandard muss am dringendsten gesichert werden. Lohnzuschüsse in den höheren Segmenten des Arbeitsmarktes zu gewähren ist wirkungslos oder unbezahlbar.
Führt ein gut funktionierender Niedriglohnsektor zu Vollbeschäftigung?
Davon bin ich überzeugt, weil sich die gesamte Lohnskala bis in den mittleren Bereich wieder so ausspreizen kann, dass Angebot und Nachfrage auf den Arbeitsmärkten zusammenfallen. Allerdings wird das nicht von heute auf morgen geschehen. Es wird schon ein Jahrzehnt dauern. Aber schon nach der Hälfte dieser Zeit werden sich bemerkenswerte Effekte einstellen.
Die Fragen stellte Silke Linneweber.