Hans-Werner Sinn: Banken können nicht pleitegehen

Autor/en
Hans-Werner Sinn
Süddeutsche Zeitung, 15.09.2009, Nr. 212, S. 19

Als die Staathilfe für Lehman Brothers ausfiel, stürzte für die Banker eine Welt zusammen. Der Interbankenmarkt kollabierte, weil die eine Bank der anderen nicht mehr über den Weg traute. Die Banken horteten die Spargelder, anstatt sie als Kredite an die Investoren weiterzureichen. Deswegen brach die Investitionsgüternachfrage ein, und die Realwirtschaft ging in die Knie. Rezessionen werden stets durch den Aufbau von Geldhorten erklärt, aber diesmal wäre es deshalb fast zur Kernschmelze gekommen.

Die Lehre ist, dass der Staat große Banken nicht pleite gehen lassen darf, aber weil das so ist, muss er sie stärker regulieren. (Auf kleine Banken zu setzen macht wegen der Größenvorteile im Bankengeschäft keinen Sinn.) Der Staat muss die Banken zwingen, mit viel mehr Eigenkapital zu arbeiten als heute. Wenn dann einmal Verluste das Eigenkapital unter die regulatorischen Mindestgrenzen drücken, muss der Staat die Lücke mit eigenem Eigenkapital schließen, um die betroffene Bank zu retten. Aber er darf nicht die Bankaktionäre retten, indem er Geschenke verteilt. Das würde für die Zukunft nur neue Anreize zu einem unvorsichtigen Geschäftgebaren liefern.