Vermögen gerechter verteilen?

Autor/en
Hans-Werner Sinn
Euro am Sonntag, 30.12.2007, S. 8

Die Vermögensverteilung ist in Deutschland weniger ausgewogen als etwa in Großbritannien, fand das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung heraus. Muss die Politik nun noch mehr umverteilen als bisher?

Hans Werner Sinn, Präsident ifo Institut

Contra: Wer die sozialistische Verdüsterung des Landes, die mit den Diskussionen der letzten Wochen eingesetzt hat, noch beschleunigen will, der muss nun eine Umverteilungsdebatte beginnen, die sich auf Vermögen erstreckt, das aus bereits versteuertem Einkommen gespart wurde. Von der Verstärkung der Kapitalflucht durch eine Vermögensumverteilung werden diejenigen am wenigsten haben, die vermeintlich begünstigt werden.

Hermann Otto Solms, FDP Bundestagsfraktion

Contra: Wenn wir In noch stärkerem Maße als heute eine Vermögensumverteilungspolitik in Deutschland etablieren, würden wir die Leistungsbereiten bestrafen und die Wohlstandsmehrung für alle erschweren. Schon heute zahlen 50 Prozent der Steuerzahler 94 Prozent des gesamten Steueraufkommens. Weniger Umverteilung, aber mehr Wohlstand muss das Ziel der Politik sein.

Hendrik Leber, Acatis Vermögensverwaltung

Contra: Junge Leute können mit genügend Talent heute Millionäre werden. Das war früher undenkbar. Obwohl die Politik durch Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Sozialabgaben bereits die Hälfte der Geldflüsse umverteilt, ist die Dynamik unseres Landes immer noch vorhanden. Ein noch stärkeres Eingreifen in die Umverteilung würde den Leistungswillen zerstören.

AxelTroost, Finanzpolitischer Sprecher Die Linke

Pro: Ich will mich nicht mit einer Vermögensverteilung zufriedengeben, bei der 40 Prozent der Bevölkerung unter dem Strich nichts besitzen und die reichsten zehn Prozent mehr als die Hälfte aller Vermögen haben. Korrekturen der Erbschaftsteuerreform und eine wirksame Vermögensteuer sind deshalb dringend geboten.