Anlässlich der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik in Graz wurde Hans-Werner Sinn der Gustav-Stolper-Preis verliehen.
Die Laudatio nennt Sinn einen 'Ökonom ersten Ranges' und verweist auf über 80 Aufsätze in referierten Zeitschriften, darunter Veröffentlichungen im American Economic Review und im Quarterly Journal of Economics. Wenige deutsche Ökonomen hätten erfolgreicher publiziert. Besonders hervorzuheben seien seine Nukleus-Theorie zur Gründung von Unternehmen und seine Analyse von Besteuerungswirkungen auf die Finanzierungsentscheidungen von Unternehmen. Es wird auch gewürdigt, dass er sich neuerdings dem Klimawandel zuwende, womit er an seine Forschungen zur Umwelt- und Ressourcentheorie aus den achtziger Jahren anknüpft. Gemessen an der Zahl der Zitierungen durch internationale Fachkollegen, wie sie in der wissenschaftlichen Datenbank Repec ausgewiesen ist, habe Sinn im Jahr 2006 an der Spitze der deutschen Ökonomenschar gestanden. Sein Buch "Kaltstart", das er zusammen mit seiner Frau Gerlinde Sinn verfasst hat, zählt der Verein zu Sinns größten Leistungen. Sinns unnachahmliche Stärke liege darin, drängende wirtschaftspolitische Probleme zum Thema zu machen und Lösungswege aufzuzeigen.
Bereits im Vorjahr wurde Sinn als ein verdientes Mitglied des Vereins für Socialpolitik mit der Johann-Heinrich-von-Thünen-Vorlesung für sein wissenschaftliches Lebenswerk geehrt.
Der Verein für Socialpolitik ist die wissenschaftliche Gesellschaft der deutschsprachigen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und zeichnet mit dem Gustav-Stolper-Preis hervorragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus, die mit Erkenntnissen wirtschaftswissenschaftlicher Forschung die öffentliche Diskussion über wirtschaftliche Zusammenhänge und Probleme beeinflusst und wichtige Beiträge zum Verständnis und zur Lösung ökonomischer Probleme geleistet haben. Gustav Stolper war ein österreichischer Volkswirt, der in der Weimarer Zeit in Berlin tätig war und dort einen starken wirtschaftspolitischen Einfluss hatte, aber später in die USA emigrierte und dort zu internationalem Ansehen kam. Er schrieb eine Vielzahl von Artikeln und Bücher zur deutschen Wirtschaftspolitik und gründete unter anderem die Zeitschrift "Der Volkswirt", die später zur "Wirtschaftswoche" wurde. Der Preisträger wird nach einer Vorauswahl durch eine Jury durch Mehrheitswahl der ca. 3000 Mitglieder des Vereins für Socialpolitik ermittelt. Der Preis wird einmal jährlich bei der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik vergeben. Das Preisgeld beträgt 5000 Euro. Bei der Einführung im Jahr 2007 erhielt der Schweizer Ökonom Bruno S. Frey die Auszeichnung.