BILD: Viele Politiker fordern Steuersenkungen zur Entlastung der Bürger – ist ihre Forderung richtig?
Sinn: Ja, ohne Zweifel! Wir haben im internationalen Vergleich immer noch recht hohe Steuersätze.
BILD: Was sagen Sie zum Gegenargument, dass erst der Schuldenberg abgebaut werden muss?
Sinn: Auch das ist eine wichtige Aufgabe. Ich schlage vor, die unerwarteten Steuermehreinnahmen von jährlich etwa 15 Millionen Euro zur Hälfte für die Senkung der Einkommenssteuer zu nutzen und die andere Hälfte zur Senkung der Neuverschuldung.
BILD: Die Regierung will das Thema aber erst mal vertagen – wie dringlich ist eine Steuersenkung?
Sinn: Nach der Senkung der Unternehmenssteuern wäre es ein Gebot der Vernunft, die Entlastung der Bürger jetzt schnell auf die Tagesordnung zu setzen – und nicht bis 2008 oder 2009 zu warten.
BILD: Warum?
Sinn: Je eher etwas geschieht, desto wirkungsvoller wird die Schwarzarbeit bekämpft und die Auswanderung wertvoller Talente vermieden. Durch die Belebung der Wirtschaft ist außerdem zu erwarten, dass rund ein Drittel der geringeren Steuereinnahmen durch zusätzliches Steueraufkommen ausgeglichen wird.
BILD: Ist unser Staat zu Steuer-gierig geworden?
Sinn: Ja! Er wäre gut beraten, sich etwas mehr zu bescheiden und den Bürgern wieder mehr von dem zu lassen, was sie erwirtschaften. Derzeit verbraucht der Staat deutlich mehr als die Hälfte des Volkseinkommens für seine Zwecke – das muss sich ändern.