Europa ist in den letzten Jahren von einer Krise zur nächsten geschlittert. Die Staatsschulden und die Geldmenge wuchsen über alle Grenzen. Zugleich hat die Pandemie zu erheblichen Mangelerscheinungen bei der Güterversorgung geführt. Dadurch entstand ein Nachfrageüberhang, der eine heftige Inflation erzeugte. Diese Inflation wurde durch Kürzungen der Ölextraktion verstärkt. Später, vor allem auch kriegsbedingt, kam die Gasverknappung hinzu. Die theoretisch begründete Vermutung, dass die Angebotsverknappungen aufgrund der weltweiten Lockdowns und Quarantäne-Maßnahmen im Verein mit einem Ölpreisanstieg zum Zündfunken für eine große Inflation führen würden, wurde erstmals in der Weihnachtsvorlesung von Prof. Sinn aus dem Jahr 2020 geäußert (bes. ab 51:54). Dort wurden auch die historischen Parallelen zu früheren Inflationsperioden diskutiert.
Monat für Monat hat die Inflation an Fahrt gewonnen und mittlerweile den historischen Rahmen der Nachkriegszeit gesprengt. Am aktuellen Rand liegt die Inflationsrate bei den Konsumgüterpreisen über 10% und bei den gewerblichen Erzeugerpreisen bei 46%. Das sind die höchsten Werte seit einem halben Jahrhundert. Die EZB müsste die Inflation nun bremsen, doch tut sie das nur sehr zögerlich mit der Folge, dass der Euro abwertet und auf diese Weise noch eine massive importierte Inflation hinzu kommt.
Die deutschen Sparer sind die großen Leidtragenden dieser Inflation. Deutschland als Ganzes verliert ebenfalls, weil ein großer Teil seines Auslandsvermögens aus nominalwertgesicherten Papieren Ansprüchen gehört. Dazu gehören nicht zuletzt die Target-Forderungen der Bundesbank gegenüber dem Rest des Eurosystems, die bei 1 ¼ Billionen Euro liegen.
Europa muss schleunigst wieder auf den Pfad einer soliden Geldpolitik zurückkehren. Nur dann kann das Vertrauen in den Euro bestehen bleiben und der europäische Traum von Wohlstand und Frieden gerettet werden.
Text zuletzt aktualisiert am 14. Oktober 2022.
Die wundersame Geldvermehrung: Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation erschienen im Herder Verlag, November 2021, 432 Seiten. |
Die Geldvermehrung - Hält diese weiter an und wie wirkt sich der Ukraine-Krieg darauf aus?, HERDER im Gespräch mit Hans-Werner Sinn/Youtube, 3. Mai 2022.
Vorträge:
Staatsschuldenwirtschaft und wohin sie führt, IWP Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern, 14. Juni 2024, ca. 112 Minuten. | |
Weihnachtsvorlesung 2022: „Schwarze Schwäne - Krieg, Inflation und ein energiepolitischer Scherbenhaufen“ 12. Dezember 2022, ca. 127 Minuten |
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Inflation und Staatsverschuldung - was kommt auf uns zu?, IWP Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern, 7. Juni 2022, ca. 45 Minuten. | |
Weihnachtsvorlesung 2021: „Kommt jetzt die Inflation?“ 13. Dezember 2021, ca. 90 Minuten. |
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Die neue Inflation - Österreichische Akademie der Wissenschaften, ÖAW-Lecture vom 10. März 2022, ca. 120 Minute |
Videos:
"In der Sackgasse", Podcast Beyond the Obvious, 3. April 2022, ca. 95 Minuten.
"Bitcoin, Euro und Gas aus Russland", (Teil 2) René will Rendite, Youtube, 9. März 2022, ca. 13 Minuten.
"Die Inflation wird in Wellen kommen", (Teil 1) René will Rendite, Focus Online, 7. März 2022, ca. 25 Minuten.
"Das ist wie bei einer Droge mit schweren Entzugserscheinungen", Schweizer Monat, 28. Februar 2022, ca. 35 Minuten.
"Da steckt noch Inflation in der Pipeline", Gabor Steingarts Morning Briefing, The Pioneer, 9. Februar 2022, ca. 15 Minuten.
"Was tun gegen die höchste Inflation seit 29 Jahren?", Bosbach und Rach - Die Wochentester, 6. Dezember 2021, ca. 40 Minuten.
"Darum galoppiert die Inflation davon", Focus Money, Mission Money, 6. Dezember 2021, ca. 60 Minuten.
"Inflation kommt plötzlich", TV Berlin, Tichys Ausblick Talk, 2. Dezember 2021, ca. 50 Minuten.
"Hans-Werner Sinn redet Klartext: Euro, Inflation und der große Sündenfall", René will Rendite, Focus Online, 28. Juli 2021, ca. 21 Minuten.
Zeitungsartikel
„Wer bietet weniger?“, WirtschaftsWoche, 17. Mai 2024, Nr. 21, S. 41.
„Es geht um mehr Investitionen“, WirtschaftsWoche, 16. Februar 2024, Nr. 8, S. 39.
„Inflation durch Schulden: Die Politik muss an die Leine“, WirtschaftsWoche, 13. Oktober 2023, Nr. 42, S. 41.
„Inflationstreiber EZB“, Finanz und Wirtschaft (ref. Project Syndicate, 30. September 2022), 4. Oktober 2022.
„Der Europäischen Zentralbank droht der Kontrollverlust“, WirtschaftsWoche, 22. April 2022, Nr. 17, S. 43.
„Warum wir eine geldpolitische Kehrtwende brauchen“, WirtschaftsWoche, 17. Dezember 2021, Nr. 51, S. 43.
„Das Ende der Geldschwemme“, Finanz und Wirtschaft, 2. Dezember 2021, (ref. Project Syndicate, 29. November 2021), "The End of Free Money", The Asset, 3. Dezember 2021,und Finanz und Wirtschaft, 2. Dezember 2021, sowie The Japan Times, 9. Dezember 2021.
„Ökonomisch schädlich, rechtlich fragwürdig, politisch unklug“, WirtschaftsWoche, 24. September 2021, Nr. 39, S. 41.
„Die Fallstricke der neuen Geldpolitik“, WirtschaftsWoche, 16. Juli 2021, Nr. 29, S. 41.
„Für ein Ende der Schuldenpolitik“, Süddeutsche Zeitung, 12./13. Mai 2021, Nr. 108, S. 19.
„Das europäische Sonderrisiko bei der Inflation: Die Zerstörung der Inflationsbremse“, Finanz und Wirtschaft, 31. März 2021, (ref. Project Syndicate, 23. März 2021). "Europe's Special Inflation Risks", Project Syndicate, 23. März 2021, The Guardian (UK), 24. März 2021 und Finanz und Wirtschaft, 31. März 2021.
„Warum die Inflationsgefahr noch lange nicht gebannt ist“, WirtschaftsWoche, 2. Oktober 2020, Nr. 41, S. 39.
„Inflation und Schulden sind keine Lösung für Italien“, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6. Januar 2019, S. 25.
„Deflation oder Inflation?“ (Forget Inflation) (s. Project Syndicate Februar 2009), in den jeweiligen Landessprachen auch in: Les Echos (Mali), Power Magazine (Hong Kong), The Korea Herald(Südkorea), Daily Times (Pakistan), Taipei Times (Taiwan), The Nation (Thailand), L'Echo (Belgien),Dnevnik (Bulgarien), Ekonom (Tschechien), Aripaev (Estland), La Tribune (Frankreich), Boersen Zeitung (Deutschland), Eleftheros Typos (Griechenland), Vilaggazdasag (Ungarn), The North Post(Norwegen), Jornal De Negocios (Portugal), Finance (Slowenien), L'Agefi (Schweiz), The Guatemala Times (Guatemala), Al Tijaria (Bahrain), Jordan Times (Jordanien), Al Raya (Katar), Diario Las Americas (USA), Financial Week (USA).
„A Shot of Inflation would be Good for Europe“, Financial Times, 21. Mai 2003, S. 15.
„Die Euro-Bank sollte mehr Inflation akzeptieren“, Financial Times Deutschland, Nr. 94, 16. Mai 2003, S. 18.
Interviews:
"Frieren wird nicht erfasst", Nürnberger Zeitung, 2. Mai 2022, S. 3., auch als "So hoch, dass man Angst kriegen muss", Straubinger Tagblatt und Landshuter Zeitung, 29. April 2022, S. 8. In Teilen veröffentlicht als "Hohe Inflation macht einem Angst", Main-Echo, 29. April 2022, S. 3.
Teuerung: „Einige werden reicher, andere werden ärmer", Tiroler Tageszeitung, 24. April 2022, Nr. 112, S. 6.
„Der Staat wird heillos überfordert sein“, Münchner Merkur, 23./24. April 2022, Nr. 93, S. 3.
„Auch Österreich muss in der Realität aufwachen“, Der Kurier, 5. März 2022, Nr. 64, S. 8-9.
„Das Feuer der Inflation muss man austreten“, Augsburger Allgemeine, 15. Januar 2022, Nr. 11, S. 8.
„Am meisten leiden Leute mit bescheidenen Sparbüchern“, Blick, 15. Januar 2022, Nr. 12, S. 4-5.
„Heizt der Staat die Inflation an?“, Die Zeit, 13. Januar 2022, Nr. 3, S. 10.
„Jetzt droht Stagflation“, Die Weltwoche, 2. Dezember 2021, Nr. 48, S. 46/47.
"Eine Inflation wie in den Siebzigern ist möglich", Die Welt, 22. November 2021, Nr. 262, S. 11.
„Die Inflationsbremse ist zerstört“, Münchner Merkur, 22. November 2021, Nr. 270, S. 3; Badische Zeitung, 22. November 2021, S.7.
„Wir erleben ein neues Inflationsregime“, Handelsblatt, 19./20./21. November 2021, Nr. 225, S. 58/59.
„Wer verschuldet ist, profitiert von Inflation“, Der Standard, 3. März 2021, S. 12.
„Es besteht ein Inflationsrisiko“, Augsburger Allgemeine, 25. November 2020.
„Deutschland braucht etwas mehr Inflation“, weser-kurier.de, 28. Oktober 2015.
„Hans-Werner Sinn: Amerika will Inflation“, €uro am Sonntag, 3. Mai 2009.
„Die gestiegene Inflation ist das kleinste Übel“, Schwäbische Zeitung, 26. Juni 2008, Nr. 147.
„Keine Inflation ist auch schlecht“, Handelsblatt, Nr. 143, 27. Juli 2004, S. 5.
Aktuelle Medienberichte:
„Hans-Werner Sinn: Visionär und Wegbereiter“, The Pioneer Briefing Economy Edition, 4. März 2023.
Artikel in referierten Fachzeitschriften:
„Austerity, Growth and Inflation: Remarks on the Eurozone’s Unresolved Competitiveness Problem“, The World Economy 37 (1), 2014, S. 1-13; (Download, 271 KB); CESifo Working Paper Nr. 4086, Januar 2013; (Download, 207 KB).
„The Non-neutrality of Inflation for International Capital Movements“, European Economic Review 35, 1991, S. 1-22; (Download, 1.27 MB); NBER Working Paper Nr. 3219, August 1991.
„Inflation, Scheingewinnbesteuerung und Kapitalallokation“ , in: D. Schneider, Hrsg., Kapitalmarkt und Finanzierung (Schriften des Vereins für Socialpolitik), Duncker & Humblot: Berlin 1987, S. 187-210 (Download, 1.6 MB).
„Die Inflationsgewinne des Staates“, in: E. Wille, Hrsg., Beiträge zur gesamtwirtschaftlichen Allokation. Allokationsprobleme im intermediären Bereich zwischen öffentlichem und privatem Wirtschaftssektor, Lang: Frankfurt und Bern 1983, S. 111-166; (Download, 1.5 MB).
„Inflation and Welfare, Comment on Robert Lucas“, A. Leijonhufvud, Hrsg., Tagungsband der IEA Konferenz Monetary Theory as a Basis for Monetary Policy, Palgrave: New York, 2001, S. 132-142; (Download, 768 KB); CESifo Working Paper Nr. 179, 1999; NBER Working Paper Nr. 6979, Februar 1999; CEPR Discussion Paper Nr. 2111, März 1999.
Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden:
Deflation oder Inflation?, ifo Standpunkt, Nr. 103, 10. März 2009.
„Keine Inflation ist auch schlecht“, Handelsblatt, Nr. 143, 27. Juli 2004, S. 5.
Neue Inflationsziele der EZB, ifo Standpunkt, Nr. 45, 21. Mai 2003.
„Die Mindestinflationsrate für die Euro-Länder“, (zusammen mit Michael Reutter), ifo Schnelldienst 53 (35-36), 2000, S. 23-26.
Working Paper:
„The Minimum Inflation Rate for Euroland“, (zusammen mit M. Reutter), CESifo Working Paper Nr. 377, 2000; (Download, 145 KB); NBER Working Paper Nr. 8085, 2001.