Täglich hören wir neue Hiobsbotschaften in den Nachrichten. Was empfiehlt denn Deutschlands Chefökonom, der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (ifo), Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, dem Otto Normalverbraucher?
„Es gibt in der Entwicklung der Wirtschaft immer wieder Krisen. Wir vergessen die Krisen der Vergangenheit indes schnell. Ich erinnere nur an den scharfen Konjunktureinbruch der Weltwirtschaft im Jahr 2001, an die Asienkrise 1997, an den Zusammenbruch des europäischen Währungssystems 1992, die Savings & Loan - Krise 1991, die Weltschuldenkrise 1982, oder die beiden Ölkrisen 1980 und 1974. Nach einer Krise kommt immer wieder die Konsolidierungsphase. Wie nach einem Gewitter ist die Luft dann besonders klar. Die Klimakrise und die demographische Krise stehen noch bevor. Sie werden allerdings nicht so einfach zu beheben sein“, relativiert Prof. Sinn die derzeitige Angst um das „verzockte“ Kapital.
Dabei sieht Prof. Sinn Deutschland gar nicht schlecht aufgestellt um solche Krisen zu „durchleben“. Er empfiehlt: „Nichts außer Kurshalten in stürmischer See. Deutschland hat seine Krisenfestigkeit durch die Agenda 2010 verbessert. Darauf müssen wir aufbauen. Der Weg der Sozialreformen in die Richtung eines aktivierenden Sozialstaates ist der Schutz gegen viele Krisen. Quasi ein Impfprogramm, das hilft, glimpflich durch den Winter zu kommen.“
Zur Entwicklung in der Zukunft hält sich der Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung allerdings vornehm zurück. Er verweist auf die nächsten Wahlen und das vom Ausgang dieser Wahlen abhänge, wie sich Deutschland entwickelt. „Die Deutschen haben es selbst in der Hand, ob sie den Erfolgskurs der Agenda 2010 fortsetzen oder zurück wollen in die Zeit vor 2005, als das Land Schlusslicht beim Wachstum in ganz Europa war, als die Arbeitslosenzahlen die 5- Millionen-Grenze überstiegen, immer mehr Menschen von Armut bedroht waren und Deutschland Jahr um Jahr die Maastrichter Schuldengrenze verletzte, so dass sogar ein Strafverfahren bei der EU anhängig war“, macht Professor Sinn keinen Hehl aus seiner Überzeugung, dass nur ein Festhalten an der schon eingeleiteten Reformpolitik für ein sozialverträgliches und bezahlbares Krisenmanagement sorgen wird. N. Fuhs