Er hat die Diskussion angefacht. Sowohl in Deutschland, Europa und weltweit wird heiß über das Thema diskutiert. Wie schlimm können die Auswirkungen eines Länderaustritts oder sogar Zusammenbruch der Währungsunion auf unsere Target-Forderungen sein?
Ein Kurzinterview mit Prof. Dr. Hans-Werner Sinn
Herr Professor Sinn, mittlerweile ist das Target-Salden-Thema der Bundesbank, dass Sie mit Ex-Bundesbank Chef Schlesinger aufgedeckt haben, bekannt geworden. Anfangs war das nicht so, da monierten Sie die Zurückhaltung der Medien. Sind Sie mittlerweile mit dem Bekanntheitsgrad des Problems zufrieden?
Ja. Das Thema hat sich durchgeboxt, weil es wichtig ist. Das gibt mir Hoffnung.
Wie sehr sitzen wir denn tatsächlich in der Falle? Müssen wir jetzt um jeden Preis den Euro retten?
Wenn der Euro zerbricht, riskieren wir unsere Target-Forderungen von mittlerweile 547 Mrd. Euro. Daran hängt unsere Altersversorgung, mehr als die Hälfte des Nettoauslandsvermögens der Deutschen. Deutschland wird durch diese Forderungen immer mehr erpressbar und muss zunehmend generösen Rettungsaktionen zustimmen.
Die Bundesbank scheint ja felsenfest davon überzeugt zu sein, dass der Euro in keiner Weise scheitert. Sonst würden sie solche irren Risiken nicht eingehen oder?
Die Bundesbank ist nicht felsenfest überzeugt, sonst hätte Jens Weidmann nicht höhere Sicherheiten für den Fall des Scheiterns des Euro von Mario Draghi verlangt. Sie hat selbst im Übrigen keinerlei Entscheidungsspielraum. Die Kredite werden von den Südländern mit Erlaubnis des EZB-Rates sozusagen aus dem Kassenautomaten gezogen. Dagegen kann die Bundesbank nichts ausrichten.
Wie könnte man generell die Risiken der Notenbanken reduzieren?
Die Target-Salden müssten zwischen den Notenbanken durch Übertragung goldbesicherter Wertpapiere getilgt werden wie in den USA.
Danke Herr Sinn für Ihre Zeit.
Die Fragen stellte Julien Backhaus