ifo Standpunkt Nr. 10: Currency Boards für die Beitrittsländer

Autor/en
Hans-Werner Sinn
München, 23.12.1999

Bis zum Jahr 2004 wird mit dem Beitritt der ersten fünf osteuropäischen Länder zur EU gerechnet. Es besteht Einigkeit, daß sie den Euro dann noch nicht bekommen, doch unklar ist, wie sie statt dessen an das Euroland angebunden werden. Diskutiert wird ein EWS III, bei dem Wechselkurs-Zielzonen mit der europäischen Zentralbank vereinbart werden. Doch ein solches System würde die nationalen Währungen, wie die westeuropäische Währungskrise von 1992 gezeigt hat, nicht wirksam vor spekulativen Attacken schützen und ginge deshalb mit erheblichen Risikoprämien in den nationalen Zinssätzen einher, die den dringend erforderlichen Kapitalzufluß erheblich behindern würden. Die Situation der kleineren westeuropäischen Länder in den neunziger Jahren hat klar gemacht, wo die Probleme lagen. Erst mit dem Festkurssystem des Euro sind die Risikoprämien verschwunden, erst dieses System hat einen risikofreien internationalen Kapitalverkehr ermöglicht.

Im Lichte dieser Erfahrung bietet sich die Alternative der Currency Boards an. Currency Boards bedeuten, daß die Beitrittsländer sich im Umfang ihrer eigenen Geldbasis Euros besorgen und diese Euros dann zur Abwehr etwaiger Attacken auf die eigene Währung bereit halten. Der Wechselkurs zum Euro wird per Gesetz fixiert, und die nationale Notenbank wird gesetzlich verpflichtet, die nationale Währung zu diesem Kurs jederzeit in Euro zu wechseln. Im Gegensatz zu einer bloßen Vereinbarung von Zielzonen erzeugen Currency Boards glaubhaft feste Wechselkurse und schaffen so die niedrigen Zinsen, die einen ungehinderten Kapitalexport in die Beitrittsländer erlauben. Wenn die Currency Boards mit dem EU-Beitritt eingeführt werden, kann eine rasche Angleichung der Wirtschaftskraft der Ostländer an das Westniveau erwartet werden, und danach können Sie dann auch den Euro als Währung bekommen.

Hans-Werner Sinn
Präsident des ifo Instituts