Keiner kommt so oft in die Medien wie Hans-Werner Sinn. Was passiert, wenn er jetzt den Ruhestand geht?
Der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, ist der meistzitierte Ökonom Deutschlands und hat im vergangenen Jahr seinen Vorsprung noch ausgebaut. War er 2014 noch 218 Mal von Medien zitiert worden, waren es im Euro-Krisen-Jahr 2015 schon 339 Beiträge mit Sinn-Zitaten.
Der Zweitplazierte, Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, verliert dagegen etwas an Medienresonanz. Die Zahlen stammen vom Schweizer Institut Media Tenor International. Es wertete die Ressorts Wirtschaft und Politik in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften aus, zudem einige Fernsehsendungen in öffentlich-rechtlichen Sendern und die 7-Uhr-Nachrichten im Deutschlandfunk. Dazu musste das Zitat auf rund fünf Zeilen oder fünf Sekunden ausgeführt sein.
„Die mediale Dominanz von Hans-Werner Sinn unter Ökonomen nimmt erdrückende Ausmaße an“, sagt Media-Tenor-Forscher Tobias Thomas. Er bemerkt besonders, dass Sinn in mehreren Themenfeldern gut zitiert wird: nicht nur zum Thema Euro und Griechenland, das im vergangenen Jahr eine große Rolle spielte, sondern auch in Flüchtlingsfragen oder rund um den Arbeitsmarkt. Mit Kommentaren zum Sozialstaat liegt der französische Ungleichheits-Forscher Thomas Piketty vorne, der allerdings im Jahr nach der deutschen Übersetzung seines Buches langsam an Einfluss verliert.
Sinn geht Anfang des Jahres in den Ruhestand, am Freitag trafen sich Ökonomen zu einem Abschiedssymposium. Sein Nachfolger Clemens Fuest macht schon von sich reden – er ist in der Zitate-Rangliste auf Platz drei aufgestiegen.
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