E-Autos gelten als Mobilität der Zukunft. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hält die elektrischen Modelle aus einem Grund aber derzeit nicht für die Lösung.
Mit etwas mehr als 220.000 neu zugelassenen E-Autos im ersten Halbjahr 2023 legte der Anteil an reinen Stromern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um fast 32 Prozent zu, insgesamt macht er aber noch immer einen geringen Anteil aus. Die Bundesregierung hat sich bereits vor einiger Zeit das Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos auf die Straße bringen zu wollen. Die strombetriebenen Fahrzeuge gelten als klimafreundlich und sollen dazu beitragen, den CO₂-Ausstoß dauerhaft zu senken. Ein Autoexperte hatte jedoch erklärt, dass E-Autos „nicht per se nachhaltig“ seien und dies auf das oftmals hohe Gewicht und die höheren Preise im Vergleich zu den Verbrenner-Modellen zurückgeführt.
Auch Star-Ökonom Hans-Werner Sinn erklärte im Gespräch mit der Bild, dass E-Autos aus einem bestimmten Grund nicht die Lösung seien und kritisierte damit den eingeschlagenen Weg der Bundesregierung und insbesondere von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Auf regionaler Ebene hatte jüngst auch die Südwest-FDP die Landesregierung kritisiert und ebenfalls erklärt, dass „E-Autos kein Allheilmittel“ seien. Während die FDP weiterhin eine Technologieoffenheit fordert, geht Sinn noch einen ganzen Schritt weiter und erklärte, das für 2035 angesetzte Verbrenner-Aus würde den Klimawandel noch beschleunigen.
Ökonom Hans-Werner Sinn: Verbrenner-Verbot beschleunigt den Klimawandel
Der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn, der an der Universität im baden-württembergischen Mannheim sowohl promovierte, als auch habilitiert wurde und von 1999 bis 2016 Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung war, äußerte sich bereits mehrfach kritisch zu aktuellen Themen. Im Jahr 2020 kritisierte Hans-Werner Sinn die Corona-Impfstrategie und im vergangenen Jahr warnte der Star-Ökonom, dass der Wohlstand Deutschlands in Gefahr sei. Auch in Bezug auf die Mobilität von Morgen, die von der Ampel-Koalition forciert wird, hat er eine klare Meinung. „E-Autos sind keine Lösung!“, machte er im Gespräch mit der Bild deutlich. „Der schmutzige Auspuff liegt nur etwas weiter entfernt im Kohlekraftwerk.“
Da der grüne „Flatterstrom“, also der Strom, der durch Solar- und Windanlagen erzeugt wird, noch nicht bereit sei und die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden – der letzte Atommeiler Baden-Württembergs wurde erst im April abgeschaltet – stamme der Strom für die E-Autos aus Braunkohlekraftwerken. Mehr E-Autos würde deshalb auch mehr Braunkohleförderung bedeuten, wodurch Kohlenstoff in die Luft befördert werde, der eigentlich verschlossen bleiben sollte. „Das Verbrennerverbot hingegen führt wegen der Umlenkung der Tanker in andere Länder nicht dazu, dass weniger Kohlenstoff emittiert wird“, machte Hans-Werner Sinn deutlich. „Per saldo beschleunigt sich also der Klimawandel wegen des Verbrennerverbots.“
Kritik an Aussagen zum Verbrenner-Aus: „Mit dieser Behauptung liegt er falsch“
Die Aussage, dass das Verbrennerverbot den Klimawandel beschleunigt, wird bei der „Letzten Generation“ wohl auf deutlichen Widerspruch stoßen. Die umstrittene Klimabewegung hat den Autoverkehr, und besonders den Verbrenner, als Feindbild auserkoren und wollte beispielsweise auch die Porsche-Party in Stuttgart stören. Der Autobauer bekennt sich jedoch „klar zur Elektromobilität“, wie Porsche-Vorständin Barbara Frenkel im BW24-Interview klarstellte. Kritik an der Behauptung von Hans-Werner Sinn gab es aber auch unverzüglich von offizieller Seite. „Bei aller Wertschätzung für meinen Kollegen Sinn: Mit dieser Behauptung liegt er falsch“, sagte beispielsweise Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates, gegenüber der faz.
„Es gibt schon genug Verkrustung und Beharrung in diesem Land“, so die gebürtige Mannheimerin weiter. „Jetzt nach Argumenten zu suchen, warum wir am Ende doch so einfach so weitermachen können, wie wir es schon immer gemacht haben, vertieft nur die Probleme.“ Vielmehr sei das Gegenteil der Fall, dass sich die Regierung zu langsam für den Umstieg auf die E-Mobilität entschieden habe und die Autohersteller zu zögerlich ihre Produktpaletten umstellen würden. „Die Quittung erhält sie jetzt“, sagte Monika Schnitzer. Tesla und die chinesischen Hersteller würden den deutschen Herstellern den Rang ablaufen.
Nachzulesen auf www.24auto.de.