Der ehemalige Präsident des ifo Instituts und Ökonomieprofessor, Hans-Werner Sinn, kritisiert die deutschen Klimaschutzmaßnahmen. Die Industrie müsse durch den deutschen Alleingang „Schlimmes befürchten“ und der Klimawandel werde dadurch beschleunigt.
Für den Ökonomen Hans-Werner Sinn stellt sich die Frage, ob die Klimaschutz-Maßnahmen in Deutschland in der Lage sind, das gewünschte Ziel zu erreichen. Denn: „Leider haben sich beim Pariser Abkommen nur wenige Länder zu konkreten Beschränkungen verpflichtet. Der CO2-Ausstoß kann aber nur reduziert werden,
wenn alle oder fast alle mitmachen, denn was wir nicht verbrauchen, verbrauchen sonst andere“, erklärt der ehemalige Präsident des ifo Instituts im Gespräch mit „Bild“.
Sinn kritisiert die deutschen Klimaschutzmaßnahmen. Das Verbrenner-Verbot etwa sei unnütz. „Sie ruinieren unsere Automobilindustrie, senken unseren Lebensstandard und subventionieren andere Länder, allen voran China“, so Sinn. Auch E-Autos seien keine Lösung, da die grüne Stromproduktion ohne Atomstrom nicht zur Versorgung reiche.
Ökonom: Deutsche Klimamaßnahmen beschleunigen Klimawandel
„Mehr E-Autos bedeuten mehr Braunkohleförderung und befördern Kohlenstoff in die Luft, der eigentlich versiegelt werden sollte. Das Verbrennerverbot hingegen führt wegen der Umlenkung der Tanker in andere Länder nicht dazu, dass weniger Kohlenstoff emittiert wird. Per saldo beschleunigt sich also der Klimawandel
wegen des Verbrennerverbots“, so Sinn gegenüber der „Bild“.
Auch Habecks Heiz-Gesetz ist für Sinn nicht zielführend. Wärmepumpen seien teuer, das zuvor in den Heizungen verwendete Öl werde anderswo verbrannt „und der Mehrverbrauch an Strom veranlasst die Kraftwerke, mehr Braunkohle zu verbrennen. Also auch hier mehr CO2-Ausstoß und mehr Klimawandel als Folge einer unbedachten Politik“.
Laut dem Ökonomen ist eine Energiewende ohne fossile Energieträger nicht möglich, da die Bundesrepublik auf Kernkraft verzichtet. „Wind- und Sonnenstrom werden uns nicht alleine versorgen.“
„Energiepolitik ist so wenig durchdacht, dass man für die Industrie Schlimmes befürchten muss“
Für die deutsche Industrie sieht Sinn schwarz: „Die Energiepolitik Deutschlands ist so wenig durchdacht, dass man für die Industrie Schlimmes befürchten muss. Das betrifft alle Branchen. Deutschland hat mit Dänemark die höchsten Stromkosten der Welt. Einzelne Unternehmen wandern deshalb schon heute ab. Vor allem aber werden ausländische Wettbewerber die Märkte erobern, die früher in deutscher Hand waren. Leider ist das schlecht für die grüne Bewegung, denn wir zeigen anderen Ländern, wie falsch man Klimapolitik gestalten kann.“
Eine mögliche Lösung sieht Sinn in einer Kombination aus Kernkraft und grüner Technik - sofern die USA, China, Indien und die EU an einem Strang ziehen. „Dafür ist es aber nötig, dass das Gerangel zwischen China und den USA ein Ende hat.“
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