Heute feiert einer der streitbarsten Ökonomen des Landes seinen 75. Geburtstag: Prof. Hans-Werner Sinn. Mit seinen unbequemen Botschaften zu Schulden, Inflation und der deutschen Energiewende hat er immer wieder das politische Establishment gegen sich aufgebracht. Denn Sinn kann vieles, aber nicht politisch korrekt sein.
Er ist der Meister der Provokation.
Etwa dann, wenn er die Wettbewerbsordnung gegen die geplante Ökonomie verteidigt: „Mit etwas mehr Ungerechtigkeit lebt es sich besser“, sagt er und meint damit die Tatsache, dass es den kapitalistischen Arbeitslosen zuweilen besser geht als den Arbeitern im Sozialismus.
Leidenschaftlich stemmt er sich gegen Lohnersatzleistungen, die so attraktiv sind, dass sie in Konkurrenz treten zum regulären Lohn: "Wir müssen aufhören, Menschen dafür zu bezahlen, dass sie nicht arbeiten. Deutschland gibt zu viel Geld fürs Wegbleiben und zu wenig fürs Mitmachen aus.“
Er spricht aus, was man im Wirtschaftsministerium und beim DIW nicht mal zu denken wagt. Die Tatsache nämlich, dass der westliche Ausstieg aus den fossilen Energieträgern diese verbilligt, weil nun die Nachfrage sinkt. Diese Verbilligung wirkt auf andere Staaten wie ein Incentive: "Mit unserer grünen Politik senken wir die Weltmarktpreise und subventionieren Chinas schmutzige Industrie.“
Mit seinen Büchern – unter anderem „Die wundersame Geldvermehrung”, „Das grüne Paradoxon“ und „Die Target-Falle” – griff er in die öffentliche Debatte ein.
Er sprach von Inflation, als die EZB-Führung die Möglichkeit einer galoppierenden Geldentwertung bestritt. Im Dezember 2020 warnte er in seiner Weihnachtsvorlesung an der LMU: "Inflation kann man nicht prognostizieren, aber man kann diagnostizieren, dass die Geldschwemme den Geldwert gefährdet, weil die Bremse fehlt.“
Professor Lars Feld zieht in der aktuellen Folge des Pioneer Ökonomie-Podcasts Feld & Haucap Bilanz:
"All diejenigen, die damals noch vor Deflation gewarnt haben und sich über ihn lustig gemacht haben, von denen würde ich anlässlich seines Geburtstages erwarten, dass sie sich auf Twitter öffentlich entschuldigen.“
Diesem Ausnahmeökonom gratuliere ich herzlichst zum heutigen Ehrentag. Ohne seine Stimme wäre Deutschland stiller und ärmer. Für die Regierung bedeutet er genau jene Zumutung, derer sie bedarf.