Ist Robert Habeck Deutschlands größter Klimasünder?

Hans Albrecht, Cicero, 16. August 2023.

Robert Habeck strebt ehrgeizige Klimaziele an. Doch die Frage bleibt, ob seine Pläne tatsächlich den gewünschten Effekt erzielen werden: den CO-Ausstoß stark zu reduzieren. Ein Blick ins Ausland zeigt: Unideologische Energiepolitik ist viel kostengünstiger – und besser fürs Klima.

Robert Habeck hat sich aufgemacht, „unser Klima zu retten“ und gleichsam fossiles Heizen in Deutschland zu verbieten. Laut Presseberichten beziffert er die Kosten dafür auf ca. 130 Mrd. Euro und nimmt an, dass Deutschland ab 2030 – bzw. jetzt nach dem „Heizungs-Hammer-Kompromiss“ wohl erst etwas später – dadurch jährliche Emissionen in Höhe von 10 Mio. Tonnen CO2 einsparen wird. 

Interessant ist hier zu bemerken, dass die FDP für den „Heizungshammer“ dagegen eher Kosten in Höhe von 600 Mrd. Euro erwartet. Die Rechenschieber in der Koalition scheinen offenbar nach unterschiedlichem System geeicht. So oder so sind dies gigantische Summen, deren prospektive Ausgabe dringend einer kritischen Überprüfung bedarf.

Höchste Skepsis ist geboten

Nun ist hinlänglich bekannt, dass Politiker gelegentlich dazu neigen, Dinge schön zu rechnen, wenn ihnen das ins eigene politische Kalkül und insbesondere zu ihren ideologischen Vorstellungen passt – „Berlin Brandenburg“, „Elphi“, die zweite Stammstrecke in München, Stuttgart 21, die „Eiskugel-Energiewende“ und viele andere Beispiele dienen als augenscheinliche Belege für diesen Habitus. 

So ist auch hinsichtlich der Reduktion der Klimabelastung um 10 Mio. Tonnen höchste Skepsis geboten, denn durch die Heizungsumstellung werden ja zunächst nicht CO2-Emissionen reduziert, sondern lediglich hierzulande Heizöl und Gas eingespart. Aus globaler Perspektive gilt diese Einsparung jedoch nur, wenn das bei uns weniger verbrauchte Öl und Gas dagegen auch nirgendwo anders auf der Welt verbrannt, das heißt unser Klima tatsächlich netto entlastet wird. Die Erdatmosphäre ist eben nicht teilbar, und wer das Klima nicht nur vordergründig und effekthascherisch, sondern effektiv schützen will, muss zwangsläufig eine holistische Perspektive einnehmen.

Mit Zitronen gehandelt

Der renommierte Ökonom Hans-Werner Sinn weist in der jüngsten Debatte zu Recht darauf hin, dass, wenn die Nachfrage in Deutschland sinkt, dies die Weltmarktpreise reduziert, was dann ärmeren Ländern ermöglicht, dieses Öl und Gas zu kaufen, um es dann eben an anderer Stelle zu verbrennen. Für den Fall, dass die reduzierten Preise nicht ausreichen, um die Einkommensbedürfnisse der erdölfördernden Länder zu befriedigen, werden diese voraussichtlich sogar die Fördermengen erhöhen, um bei reduzierten Preisen ihr Einkommen konstant zu halten. 

Das bedeutet jedoch für die Wirkung grüner Heizungspolitik, dass schlussendlich „mit Zitronen gehandelt“ und für sehr viel Geld nicht nur nichts für unser Klima erreicht, sondern dieses sogar zu Mehrbelastungen führen wird. Sinken bei unseren Mitbewerbern die Energiepreise, wird gleichsam ohne jede Not die Wettbewerbsposition Deutschlands mit Blick auf komparative Kosten nachhaltig geschädigt. Die Konsequenz ist Abwanderung von industrieller Produktion, im Zweifel in Regionen, deren Umweltauflagen deutlich unter unseren liegen. Die Praxis wird es schlussendlich zeigen, aber egal wie, steht schon heute fest: Der Heizungshammer wird die Menge des verbrannten Öls und Gases weltweit ganz sicher nicht reduzieren. 

Können diese Augen lügen?

Bei der Sequestrierung von CO2 z.B. durch Wälder hingegen verhält sich dies anders. Ebenso, wenn entsprechende Technologien den Energieverbrauch und/oder den CO2-Ausstoß von Produktionsprozessen reduzieren. Was sequestriert ist, bleibt zumindest so lange sequestriert, bis das Holz der Bäume nicht verbrannt wird oder verfault, und kann nicht durch Entscheidungen irgendwo anders auf der Welt wieder freigesetzt werden. Ein unschätzbarer Vorteil für das Weltklima. Gleiches gilt für geeignete neue Technologien, die den CO2-Ausstoß reduzieren.

Aber geben wir dem Mann, dessen Augen ja bekanntlich nicht lügen können, Robert Habeck, dennoch einen Vertrauensvorschuss und nehmen an, dass seine Zahlen richtig sind. Ist dies dann wahrhaft der richtige Weg, um unser Klima zu retten? 10 Mio. Tonnen CO2 weniger pro Jahr klingt zunächst viel, und dennoch stellt sich die Frage, ob man für die gleichen 130 Milliarden Aufwand auf andere Weise das Klima nicht weit effektiver entlasten könnte? Die Antwort heißt: ja. Und zwar hieb- und stichfest an einem konkreten Beispiel aus der Praxis belegbar. 

Exakt mess- und belegbar

Vor einigen Jahren haben deutsche Investoren mit „Tamata Hauha“ ein Unternehmen in Neuseeland gegründet, welches ökonomisch nicht mehr anderweitig Nutzbares und im Besitz der Maori befindlichen Land erwirbt, um es aufzuforsten. Konkret stellen die Maori leihweise ihr Land zur Verfügung, und Tamata Hauha finanziert die Aufforstung, um so durch „carbon sequestration“ „NZU‘s“ zu erzeugen – neuseeländische Emissionszertifikate –, die dann im Rahmen des Neuseeländischen Environmental Trading Systems, „ETS“, verkauft werden.  

Es ist somit exakt mess- und belegbar, was es kostet, das Klima um eine Tonne CO2 zu entlasten, denn die Kosten kennt Tamata Hauha auf den Cent genau: Das Einzige, was niemals lügt, ist bekanntlich die Kasse. Der Effekt, der damit erzielt wird – die „carbon sequestration“ – wird einer peinlich genauen Überprüfung unterzogen und von der Regierung von Neuseeland konsistent zertifiziert. Neuseeland ist im Übrigen – seit es diesen Index gibt – das am wenigsten korrupte Land der Welt. Die Zahlen von Tamata Hauha sind also – anders als in der Regel Kostenprojektionen aus dem Hause Habeck – sehr präzise, ideologiefrei und über jeden Zweifel erhaben: Die Tonne CO2 wird für genau 5,19 Kiwi-Dollar, also für weniger als 3 Euro sequestriert.

Nachzulesen auf www.cicero.de.