Die weltweite Nachfrage nach Rohöl wird 2023 einen neuen Rekord erreichen. Den Topökonomen Hans-Werner Sinn überrascht das nicht: Er wettert seit Jahren gegen die isolierte Energiewende des Westens.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat zwar zuletzt ihre Prognose für die weltweite Nachfrage nach Rohöl wegen der sich abschwächenden Weltwirtschaft gesenkt, die Ölnachfrage wird den Prognosen zufolge im Jahr 2023 dennoch einen neuen Rekord erreichen. Demnach werde die weltweite Nachfrage in diesem Jahr um 2,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag wachsen.
Das hat vor allem mit China zu tun. Nach der Aufhebung der strikten Corona-Maßnahmen geht die IEA davon aus, dass das Land 70 Prozent der Zuwächse auf sich vereint.
Der emeritierte Präsident des ifo Instituts, Hans-Werner Sinn (75), dürfte sich durch den Peak des Ölkonsums bestätigt fühlen. Schon in einem 2008 erschienenen Buch vertrat der Ökonom die These, dass eine verschärfte Umweltpolitik kontraproduktiv sei.
In einem aktuellen Interview mit der Bild-Zeitung wiederholt der Wirtschaftsprofessor seine Thesen und kritisiert die Energiepolitik der Bundesregierung massiv. Der CO2-Ausstoß bei Öl, Kohle und Co. könne nur reduziert werden, wenn "alle oder fast alle mitmachen, denn was wir nicht verbrauchen, verbrauchen sonst andere", sagte Sinn. "Wenn Deutschland kein Öl mehr kauft, fällt der Weltmarktpreis, und andere kaufen es". Das hätten die vergangenen 40 Jahre deutlich gezeigt. Ein Verbot von Verbrennungsmotoren sei daher sinnlos: "Es ruiniert unsere Automobilindustrie, senkt unseren Lebensstandard und subventioniert andere Länder, vor allem China. Wo in den letzten Jahren nicht nur immer mehr Kohle verbrannt wird, sondern auch der Ölverbrauch steigt." Da es zu wenig Ökostrom gebe und die Atomkraftwerke abgeschaltet würden, "bedeuten mehr Elektroautos Braunkohleabbau und mehr Kohlenstoff in der Luft".
Das Verbrennerverbot führe laut Sinn wegen der Umlenkung der Öltanker in andere Länder nicht zu weniger Kohlenstoffemissionen. "Der Klimawandel beschleunigt sich wegen des Verbrennerverbots." Auch den Ersatz von Ölheizungen durch Wärmepumpen hält der Ökonom für nicht effektiv im Sinne des Klimaschutzes. Das Öl werde anderswo verbrannt und der Mehrverbrauch an Strom führe dazu, dass die Kraftwerke mehr Braunkohle verbrennen.
Mit Blick auf den Ausbau erneuerbarer Energien sagte Sinn dem Blatt: "Wind- und Sonnenstrom werden uns nicht alleine versorgen. Die Quellen sind nicht regelbar und das Wetter ist unstetig." In Dunkelflauten müssten regelbare Kraftwerke in der Lage sein, den gesamten Verbrauch Deutschlands zu decken. Der steigende Stromverbrauch im Gebäude- und Verkehrssektor verschärfe das Problem. "Wir können die Energiewende leider nicht ohne fossile Energieträger bestreiten, weil wir auf die Kernkraft verzichten."
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