In seiner Darstellung der aktuellen Target-2-Salden bei der EZB weist Gerald Braunberger (F.A.Z. vom 8. Juli) darauf hin, dass der Anstieg um 100 Milliarden Euro auf nun 995 Milliarden Euro wohl kaum mit einem plötzlich explodierenden deutschen Export in den Süden Europas erklärt werden kann. Gleichzeitig meldet Braunberger, dass das Defizit Italiens im Target-2-System auf die Rekordhöhe von 537 Milliarden Euro gestiegen ist. Das damit für Deutschland verbundene Risiko wurde oft genug durch Professor Hans-Werner Sinn beschrieben. Angesichts der Tatsache, dass deutsche Steuerzahler Italien „wegen Corona“ demnächst mit einem dreistelligen Milliardenbetrag aushelfen, sollte die Bundesregierung wenigstens dafür sorgen, dass die steigenden Risiken im Target-2-System gedeckelt werden. Dazu liegt schon seit drei Jahren der Vorschlag einiger ehemaliger Abgeordneter des Europäischen Parlaments vor: Sobald das deutsche „Guthaben“ die Marke von einer Billion Euro überschreitet, muss die italienische Nationalbank entsprechende Goldreserven zur EZB transferieren. Italien erwartet, dass sich die Deutschen solidarisch zeigen. Angesichts der Tatsache, dass das Durchschnittsvermögen der Italiener weit über dem der Deutschen liegt, ist es nicht unbillig zu fordern, dass Italien auch das Loch im Target-2-Fass endlich stopft. Hans-Olaf Henkel, Berlin
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