Leserbrief zum Artikel: Export rettet Standort Deutschland / SZ vom 2. Mai
Marc Beise berichtet, eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) widerlege meine Aussagen zur Basar-Ökonomie, indem sie zeige, dass die im Export enthaltene Wertschöpfung im Durchschnitt jährlich um sechs Prozent gestiegen sei, obwohl der Anteil der ausländischen Vorleistungen in den deutschen Exporten zugenommen habe. Beise geht von einer Verballhornung der Basar-These aus, nach der eine abnehmende Wertschöpfung im Export zu erwarten sei. Die Basar-These besagt zwar, dass die inländische Wertschöpfung pro Exporteinheit abnimmt, was die zitierte Studie ja bestätigt, sie besagt aber nicht, dass die Wertschöpfung im Export abnimmt. Wie könnte auch die Wertschöpfung in den Basaren abnehmen, wenn sich Deutschland auf Basar-Tätigkeiten spezialisierte? Das wäre ja schon ein Widerspruch in sich!
In einem kürzlich erschienenen Sonderheft des ifo-Schnelldienstes habe ich gezeigt, dass die Spezialisierung auf Basar-Tätigkeiten und damit die Entwicklung der exportinduzierten Wertschöpfung übermäßig ist, weil hohe und starre Löhne die arbeitsintensiven, mit den Importen konkurrierenden Sektoren zerstören und zu viele Produktionsfaktoren freisetzen, die dann in die kapitalintensiven Exportsektoren wandern. Es kommt zu einem pathologischen Exportboom, und zwar nicht nur im Hinblick auf die Exportmengen, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Wertschöpfung für den Export.
Leider bleibt bei dieser Wanderung ein Teil der Arbeitskräfte auf der Strecke, was zugleich eine Wachstumsflaute und eine Massenarbeitslosigkeit impliziert. Der Hinweis auf eine starke Steigerung der exportinduzierten Wertschöpfung in der von Beise zitierten IW-Studie bestärkt mein Ergebnis, statt es zu widerlegen.
Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, München