Neues Buch von Hans-Werner Sinn: Die Basar-Ökonomie. Deutschland: Exportweltmeister oder Schlusslicht?

Pressemitteilung, 14.10.2005

 

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Deutschland steht vor einem Rätsel. Einerseits ist unser Land Vizeweltmeister beim Export, andererseits ist es Schlusslicht beim europäischen Wachstum und leidet unter einer Massenarbeitslosigkeit. Dieses Buch versucht, das Rätsel zu lösen, indem es beide Phänomene auf die hohen und starren deutschen Lohnkosten zurückführt.

Zum einen entwickelt sich die deutsche Wirtschaft wegen der hohen Lohnkosten übermäßig rasch in die Richtung einer Basar-Ökonomie und schleust deshalb immer mehr Waren in Relation zur exportinduzierten Wertschöpfung durch das Land. Billig im Ausland produzierte Teile werden in Deutschland endmontiert, mit dem Schild "Made in Germany" beklebt und teuer verkauft. Zum anderen werden Menschen und Kapital aus den arbeitsintensiven Sektoren in die Exportsektoren getrieben, wo sie dem Wettbewerbsdruck der ausländischen Niedriglohnanbieter noch am ehesten standhalten können. Eine pathologische Aufblähung der Wertschöpfung im Export tritt zu der übermäßigen Entwicklung des Materialdurchflusses hinzu. Exportboom, Wachstumsschwäche und Arbeitslosigkeit sind die gemeinsamen Kennzeichen eines Landes, das es derzeit nicht schafft, die Kräfte der Globalisierung zum eigenen Vorteil einzusetzen.

Hans-Werner Sinn argumentiert, dass Deutschland nur dann in der Lage sein wird, neue Handelsgewinne aus der Globalisierung zu erzielen, wenn es seine Arbeitsmärkte flexibel macht. Um zu verhindern, dass dabei keine sozialen Verwerfungen auftreten, verlangt er eine Reform des Sozialstaats vom Konkurrenten zum Partner der privaten Wirtschaft. Lohnzuschüsse statt Lohnersatz sind das Gebot der Stunde. Aktivierende Sozialhilfe und Frührente mit versicherungsmathematisch korrekten Abschlägen plus der Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung sind die konkreten Ausprägungen dieses Gebotes.

Dieses Buch ist eine Reaktion auf die intensive Diskussion, die sich um den Bestseller »Ist Deutschland noch zu retten?« entsponnen hat. Es enthält weiterführende Gedanken zu der Frage, wie gut es Deutschland gelingt, sich in der Zeit der raschen Globalisierung der Wirtschaft zu behaupten. Da­bei ist der Begriff der Basar-Ökonomie nur der Aufhänger für die Erörterung der tief liegenden Strukturprobleme unseres Landes. Den Begriff verwendete der Autor zum ersten Mal am 15. November 2003 in seiner Deutschland-Rede bei der Stiftung Schloss Neuhardenberg.

Das Buch ist im Econ-Verlag erschienen und ab 15.10. im Buchhandel erhältlich.