Kommentar von Mario Müller
Edmund Stoiber wird also Wirtschaftsminister. "Wenn es Sinn macht, will ich mitgestalten", hatte er zuvor erklärt. Wer aus dieser Formulierung den Schluss zog, der CSU-Politiker verstehe sich quasi als regierende Hilfskraft des Münchner Wirtschaftsprofessors Hans-Werner Sinn, liegt allerdings falsch. Der Chef des Forschungsinstituts lfo bestreitet im Übrigen auch das Gerücht, als Stoibers Berater zu fungieren.
Was wiederum für Stoiber spräche. Denn Sinn macht wirklich nicht alles, was Sinn macht. Zum Beispiel sein jüngstes Werk mit dem Titel "Die Basarökonomie". Darin wärmt "unser klügster Ökonom", wie Bild dem Mann um den exotischen Bart nennt, jene These auf, die er bereits in seinem Buch "Ist Deutschland noch zu retten?" zum Besten gab: Dass die Republik zu einem Basar verkomme, also immer weniger Produkte selbst herstelle und stattdessen immer mehr aus dem Ausland importiere.
Wissenschaftlich betrachtet ist das zwar ziemlicher Humbug, wie schon ein kurzer Blick auf die enormen Exportüberschüsse zeigt. Doch Verlag und Autor rechnen offenbar anders, vor allem aber mit hohen Auflagen.
Was Sinn mit dem Honorar macht, wissen wir nicht. Einen Porsche Cayenne dürfte er kaum kaufen. Denn der Professor aus München brachte nach der eigenen Zunft nun auch den Stuttgarter Hersteller gegen sich auf. Der wehrt sich vehement gegen den in dem Buch vertretenen Vorwurf, das "Made in Germany" sei Etikettenschwindel, weil der Geländewagen überwiegend aus ausländischen Teilen zusammengeschraubt werde. Tatsächlich liege der deutsche Wertschöpfungsanteil bei 60 Prozent, sagt ein Porsche-Sprecher. Sinn ignoriere die Zahlen und operiere mit Halbwahrheiten.
Bei Porsche fragt man sich jetzt, "was diesen Mann eigentlich reitet". Gute Frage. Noch interessanter ist allerdings die Lösung des Rätsels, warum der Basarökonom immer wieder zu Talkshows eingeladen und immer noch ernst genommen wird.