(schmoe) "Das ganze System hat versagt" stellte Barack Obama vergangene Woche fest und leitete die wohl umfassendste Finanzreform ein, die die USA seit den 70er-Jahren gesehen haben. Wer den Weg, den der US-Präsident einschlägt, fachkundig beurteilen will, dem sei die Neuerscheinung von Hans-Werner Sinn "Kasino-Kapitalismus. Wie es zur Finanzkrise kam, und was jetzt zu tun ist" empfohlen. Der Autor ist Uni-Professor in München und Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung – und er versteht sein Fach: Wie Obama ist Sinn der Ansicht, dass die Marktwirtschaft einem System von Spielregeln unterworfen werden müsse, um anarchische Auswüchse, die letztlich zur derzeitigen Wirtschaftskrise geführt haben, zu verunmöglichen. Dafür, so Sinn, sei ein starker Staat vonnöten. Das bedeute aber nicht, dass die Selbststeuerung der Marktwirtschaft innerhalb dieses strengen Ordnungsrahmens hinfällig sei. Der Autor analysiert, wie das angelsächsische Finanzsystem zum Kasino-Kapitalismus mutierte, der dann auch in Europa immer mehr Anhänger fand. Sinn, der nach Ansicht des Magazins Cicero "wichtigste Ökonom Deutschlands", spricht sich vor allem dafür aus, den Banken eine wesentlich höhere Eigenkapitalquote vorzuschreiben. Konjunkturprogramme findet Sinn gut, Staatshilfen für marode Firmen wie Opel lehnt er allerdings ab. Das Buch zur aktuellen Finanzkrise besticht durch eine klare Sprache, Ursachen und Lösungsmodelle werden spannend, aber nicht reißerisch dargestellt.