Der Professor reagiert emotional auf die Kritik an seinem Aufruf.
Düsseldorf. Walter Krämer spricht aus, was er denkt. Deshalb mögen ihn die Studenten. Derzeit macht der Statistikprofessor aber weniger mit seiner Lehre von sich reden als mit einem Aufruf, den er vor knapp zwei Wochen initiiert hat. Mehr als 250 Ökonomen stellen sich darin gegen die Beschlüsse des Euro-Gipfels zur Ausweitung des Rettungsschirms. Einer der prominentesten Unterzeichner ist Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.
Krämer und Sinn kennen sich seit 40 Jahren und waren gemeinsame Kollegen an der Universität Mannheim. Deshalb sahen viele den Ifo-Chef als Mitinitiator des Aufrufs. Dies bestreitet Sinn jedoch. Im Interview mit der Dortmunder Studentenzeitung "Pflichtlektüre" versucht Krämer nun, aufzuklären - und schimpft über Medien und Kollegen. Etwa so: Sinn sei an dem Aufruf nicht beteiligt gewesen. Der "Spiegel" stelle ihn aber als mediengeilen Dummschwätzer da. "Diesen Redakteur könnte ich erwürgen und an die Wand klatschen", sagt Krämer.
Was treibt einen Wirtschaftsprofessor zu solchen Worten?
Seit Veröffentlichung des Aufrufs herrscht an Deutschlands Wirtschaftsfakultäten ein erbitterter Kampf. In zwei Gegenaufrufen haben sich Ökonomen unterschiedlichster Denkrichtungen distanziert. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger warf den Unterzeichnern vor, ihren Job verfehlt zu haben, sprach von "schlimmster Stammtisch-Ökonomie". Krämer kontert: "Was von unseren Gegnern an Gehässigkeit in die Tinte geflossen ist, das ist ja kaum zu glauben, Leute wie Herr Bofinger, der übrigens eine akademische Nullnummer ist." Dieser sei nur in den Rat der Wirtschaftsweisen gekommen, weil die Gewerkschaften ihn dort reinkooptiert hätten.
Fachkollegen stört vor allem der Ton in Krämers Aufruf. "Er ist nicht wissenschaftlich, sondern rein emotional", kritisierte etwa Michael Hüther, Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft.