Der Target Saldo der Bundesbank ist stark gefallen.
Frankfurt. Die Forderung der Deutschen Bundesbank gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Target-2-Zahlungsverkehrssystem ist im September um 56 Milliarden Euro auf 695 Milliarden Euro gefallen.
Der Saldo wird kontrovers diskutiert, weil viele bei einem Zerbrechen der Währungsunion hohe Verluste befürchten, wenn die Forderungen nicht beglichen werden. Die Forderung der Bundesbank entsteht, wenn Notenbanken in anderen Ländern der Währungsunion, vor allem in Krisenländern, mit frischem Geld Zahlungen an Deutschland und Kapitalflucht nach Deutschland finanzieren.
Der Rückgang dürfte damit zusammenhängen, dass die Ankündigung der EZB, bei Bedarf in großem Umfang Staatsanleihen der Krisenländer zu kaufen, den Wert der Anleihen Spaniens und Italiens deutlich nach oben getrieben hat.
Umgekehrte Kapitalflucht.
Die erhöhte Nachfrage nach Staatsanleihen und anderen Wertpapieren dieser Länder kommt einer Umkehrung der vorangegangenen Kapitalflucht gleich, soweit sich an den Käufen direkt oder indirekt auch deutsche Adressen beteiligt haben.
Der Chef des Münchener ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, der die Debatte um die Target-Salden maßgeblich befeuert hat und heute ein Buch darüber veröffentlicht, stellte gestern in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" fest, dass Staatsanleihekäufe durch die EZB den Target-Saldo der Bundesbank tendenziell drücken würden. Dadurch würde das deutsche Vermögen aber nicht wirklich sicherer. "Wir kommen vom Regen in die Traufe", so Sinn im Interview: "Damit die goldene Kreditkarte nicht mehr so stark genutzt wird, stellen wir die Platinkarte zur Verfügung."