Hans-Werner Sinn, der Präsident des ifo Instituts, warnt vor blindem Öko-Aktionismus.
Diesmal fragt der Münchner Ökonom Hans-Werner Sinn nicht, ob Deutschland noch zu retten sei, wie in seinem letzten Buch. In seinem neuen Werk sieht der Präsident des ifo Instituts die ganze Welt verloren - wenn es nicht endlich eine illusionsfreie Klimapolitik gibt. Sinn greift die deutsche Umweltpolitik an. Sie sei gut gemeint, aber schlecht gemacht. Der Biosprit-Boom führe zu Hungertoten in der Dritten Welt, Windräder verschandelten die Landschaft auf Kosten der Steuerzahler - dabei werde kein Gramm weniger Kohlendioxid produziert. Sinns These: Deutschland drückt durch das Sparen fossiler Rohstoffe die Energiepreise auf dem Weltmarkt, subventioniert so Amerikaner und Chinesen, die noch mehr Spritschleudern fahren oder umweltverschmutzende Fabriken bauen.
Der Wissenschaftler hält das deutsche Klimastreben sogar für kontraproduktiv: Fühlten sich Ölscheichs und Oligarchen durch grüne Politik bedroht, weil die Preise von Öl und Gas sänken, steigerten sie die Förderung ihrer Rohstoffe. Sinns Analyse der Umweltpolitik ist exzellent, trifft den Nerv der Debatte. Doch auf der Suche nach Alternativen stößt auch er an Grenzen.