ifo Schnelldienst 53 (18), 2000, S. 12-25
Die Pläne von Regierung und Opposition für eine längerfristig orientierte Rentenreform nehmen Gestalt an, und die parlamentarischen Beratungen über ein neues Reformgesetz sollen bis zum Jahresende abgeschlossen werden. Unbeachtet bleiben aber nach wie vor die eigentlichen Grundlagen umlagefinanzierter Alterssicherungssysteme und damit die Verteilungseffekte, die aus den demographischen Problemen der Rentenfinanzierung resultieren. Hauptursache der drohenden Rentenkrise ist der seit Mitte der sechziger Jahre eingetretene Geburtenrückgang. Er verringert die durchschnittlichen Kinderkosten, die die jeweils aktive Generation übernimmt, und erhöht zugleich die Belastung der Kinder in deren späterem Erwerbsleben. Das ifo Institut empfiehlt deshalb ein Reformkonzept, dessen wichtigstes Ziel es ist, die Gesamtbelastung aus dem Rentensystem und der Erziehung der Kinder über alle betroffenen Generationen und auch innerhalb jeder Generation gleichmäßiger zu verteilen. Die wesentlichen Mittel dazu bilden eine langfristige Fixierung des Beitragssatzes und eine stärkere Differenzierung individueller Rentenansprüche nach der Kinderzahl. Eine entscheidende Konsequenz des Reformkonzepts ist der Übergang zu einer Teilkapitaldeckung der gesamten Altersvorsorge. Bei festem Beitragssatz führen zurückgehende Kinderzahlen automatisch zu Rentenkürzungen, die dadurch ausgeglichen werden, dass die Versicherten das bei der Kindererziehung eingesparte Geld auf dem Kapitalmarkt anlegen, um so ihre Rente aufzubessern.
Schlagwörter: Rentenpolitik, Deutschland, Altersvorsorge, Reform, Versicherungstechnik