Prof. Hans-Werner Sinn geehrt

Burkhard Budde, 15. März 2025, burkardbudde.de.

Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, ehemaliger Chef des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München, wurde in Bad Harzburg wegen seines Einsatzes für die Demokratie mit dem Deutschen Staatsbürgerpreis geehrt. Die Staatsbürgerliche Stiftung Bad Harzburg, die als unabhängige und überparteiliche Stiftung 1988 gegründet wurde, dankte dem Wirtschaftswissenschaftler für seine Verdienste im Rahmen eines Festaktes im Bündheimer Schloss am 15. März 2025. 

Der Laudator Dr. Daniel Stelter, Gründer des Ökonomie-Podcasts beyond the obvious, bedauerte, dass zu wenige Fachleute wie Sinn mit Prinzipien und klaren Worten, auch wenn sie unbequem seien, in den öffentlichen Ring steigen, um die Qualität des Diskurses zu heben und bessere Entscheidungen zu finden.

Kein Politiker könne die Gesetze der Ökonomie ignorieren, ohne dass es später kostspieliger werde. Gut gemeinte Politik zum Beispiel im Blick auf das Klima und die Energiewende könne das Gegenteil von dem bewirken, was gewünscht sei. Hans-Werner Sinn habe häufig nicht nur gewarnt, sondern auch Wege aufgezeigt, wie es besser gehe. Leider habe die Politik zu selten auf Sinn gehört. „Die Gesellschaft muss mutig genug sein, um auf kluge Köpfe zu hören“, forderte der Laudator. 

Der Geehrte, der am 11. März in der Öffentlichkeit kritisierte, dass der alte Bundestag Milliarden-Schulden zustimmen soll, sprach auch in Bad Harzburg in seiner Dankesrede Klartext: Bei „Schuldenorgien“ gingen die Zinsen hoch, der Wohlstand sinke „unweigerlich“ und das Euroschuldensystem sei gefährdet. Bei der militärischen Aufrüstung durch Verschuldung gebe es keine andere Wahl. Aber das Füllhorn für Infrastruktur durch Verschuldung, „für den Beifall“ oder „für manche schöne Dinge“ sei wegen der zu erwartende Inflation ein „hoch gefährlicher Weg.“ Und vor allem schreibe sich kein Land auf der Welt die Deindustrialisierung auf die Fahnen wie Deutschland durch sein Energieeffizienzgesetz.

Angesichts der neuen politischen Lage durch Putin und Trump forderte Sinn eine gemeinsame europäische Armee als Atomstreitmacht mit einem einheitlichen Oberkommando. Ein politischer Bundesstaat mit einem gemeinsamen Parlament, die die Regierung einsetzt, sei jedoch die Voraussetzung für eine militärische Union und eine glaubwürdige atomare Abschreckung. Wenn Trump die NATO verlasse, gebe es kein Beistandsversprechen der USA mehr. Die NATO-Doktrin sei ohnehin eine „gemeinsame Lebenslüge“ gewesen. Trump sei gekommen, „um uns wach zu machen und hat alle Illusionen zerstört.“ Wir sind aus seiner Sicht bloße „Vasallen“, die fallen gelassen werden, wenn es brenzlig werde. 

In seinem Grußwort hatte Markus Guhl, Präsident der Staatsbürgerlichen Stiftung, die Bundespolitik nach der Bundestagswahl scharf kritisiert: „Gilt das Wort noch vor und nach der Wahl jenseits von Kompromissbereitschaft?!“ Er forderte die Freiheit des mündigen Bürgers sowie einen öffentlichen Diskurs, in dem die Meinung des anderen ausgehalten werde, auch wenn man sie nicht teile. 

Der Bürgermeister aus Bad Harzburg Ralf Abrahms sprach in seinem Grußwort davon, dass seit 10 Jahren in Bad Harburg „nicht ein neuer Euro Schulden gemacht worden ist und es einen Doppelhaushalt gibt, der einstimmig beschlossen wurde.“ 

Die Moderation der gelungen Veranstaltung lag in den Händen der Vizepräsidentin Martina Mensing-Mechelburg, die sich mit allen Gästen über die Pianistin Hinako Inoue freute, die die etwa 160 Teilnehmer der Preisverleihung mit ihrer Musik begeisterte.

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